Pilotprojekt "Energieregion" Abwasserwerke Rheinland-Pfalz
Förderbescheid zur Machbarkeitsstudie durch Staatssekretär Hauer auf Kläranlage Gau-Bickelheim überreicht
Das Umwelt- und Klimaministerium Rheinland-Pfalz unterstützt die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Umsetzung einer Energieregion im Bereich der Abwasserwerke. Einen entsprechenden Förderbescheid in Höhe von 263.000 € übergab Staatssekretär Michael Hauer Ende April auf der Kläranlage Gau-Bickelheim an Achim Linder, Werkleiter der Verbandsgemeindewerke Selters und setzte so den Startpunkt für das bundesweit einzigarte Pilotprojekt mit Modellcharakter.
Die Abwasserbeseitigung ist eine energieintensive kommunale Aufgabe. Kläranlagen sind in aller Regel die größten kommunalen Stromverbraucher. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, strebt die Wasserwirtschaft in Rheinland-Pfalz schon seit rund 20 Jahren das Ziel der "energieneutralen Kläranlage" an und unterstützt die Kommunen dabei mit erheblichen Fördermitteln des Landes. Dieses Ziel ist aber bekanntlich nicht alleine durch Energieeffizienz bzw. Energieeinsparungen erreichbar, sondern erfordert auch die eigene Erzeugung erneuerbarer Energien. Natur- und systembedingt decken sich Erzeugung und Verbrauch jedoch in zeitlicher Hinsicht nicht, es gibt also zwangsläufig zu fast jedem Zeitpunkt entweder Überschussstrommengen oder Residuallasten. Zur Problemlösung können dabei sogenannte Strombilanzkreise beitragen, über welche mehrere Erzeugungsanlagen und mehrere Verbraucher innerhalb eines Werks technisch und organisatorisch miteinander vernetzt werden, sodass Überschussstrom am Standort A dazu eingesetzt wird, eine Residuallast am Standort B zu decken mit dem Ziel, die Eigenverbrauchsquote deutlich anzuheben, um hierüber eine Energieneutralität sowie Kosteneinsparungen zu erreichen. Entsprechende Projekte sind in Rheinland-Pfalz bereits in mehreren Abwasserwerken in Konzeption, unter anderem der AWW, in Umsetzung.
Gegenstand und Innovation der geplanten Pilotstudie ist es nun, darüber hinaus gehend viele Abwasserwerke über einen Strombilanzkreis bzw. ein Virtuelles Kraftwerk zu "vernetzen" mit dem Ziel, die Eigenverbrauchsquote noch weiter zu erhöhen. Hierdurch sollen, nicht nur für die Wasserwirtschaft selbst und ihren Stellenwert als kritische Infrastruktur, die nachfolgenden bedeutsamen Zielen erreicht werden:
• deutlich höheres Optimierungspotenzial in Bezug auf die Eigenverbrauchsquote bzw. die Eigenversorgung
• Unabhängigkeit von volatilen Energiemärkten
• Option zur zumindest zeitweisen autarken Versorgung
• Gesundheitsschutz (weniger NOx und Feinstaub aus Verbrennungsprozessen)
• Beitrag zur Netzstabilität (Regelenergie)
An der Pilotstudie nehmen insgesamt 20 Abwasserwerke aus vier unterschiedlich strukturierten Modellregionen in Rheinland-Pfalz teil. Die AWW ist dabei Teil der Modellregion Rheinhessen.
Die Koordinierung des Projekts erfolgt durch die Verbandsgemeindewerke Selters, welche gleichzeitig Empfänger des Förderbescheids sind. Umgesetzt wird das Projekt durch die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz, ein Tochterunternehmen des Gemeinde- und Städtebundes sowie durch die Simon Process Engineering GmbH. Die Förderung des Landes deckt dabei rd. 80 % der Kosten ab.
Um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen sind auch Beiträge der Wasserwirtschaft erforderlich, führte Staatssekretär Michael Hauer bei der Übergabe des Förderbescheids aus. Das Pilotprojekt kann hierfür ein benötigter Turbo sein.
Die teilnehmenden Pilotregionen und Werke sehen große Chancen, einen möglichst energieautarken regionalen Verbund zu schaffen, dessen Bilanzkreis sich erneuerbar und hocheffizient über die Verbrauchssektoren mengenmäßig und zeitlich ausgleicht, unterstrichen Achim Linder und AWW-Vorstand Dennis Sartorius. Mit seinem Modellcharakter kann das Pilotprojekt zur Blaupause für die gesamte kommunale Familie werden.
Weitere Ausführungen zum Pilotprojekt finden Sie auf der Homepage des MKUEM unter:
https://mkuem.rlp.de/service/pressemitteilungen/detail/michael-hauer-wasserwirtschaft-rheinland-pfalz-auf-gutem-weg-in-richtung-energieneutralitaet